Musikmagazine, Comics und Pornografie wurden in der ehemaligen DDR als „Schmutz- und Schundliteratur“ betrachtet. Sie galten als ideologisch und moralisch gefährlich. Ihre Verbreitung war verboten. Per „Westpaket“ eingeführte Hefte wie die BRAVO oder der Playboy besaßen großen Seltenheitswert und wurden im Privaten und Geheimen reproduziert und weiterverkauft.
Ingo (15) und ich (auch 15) fotografierten, teilweise mit Tischlampe, auf dem Sofa der Eltern, auf dem Küchentisch und
im Treppenhaus. Wir hatten ein kleines Labor im Dachboden bei Ingos Eltern, vervielfältigten BRAVO Poster und Pornos auf ORWO Baryt papierstark und verkauften die Schwarz-Weiß Abzüge in unserer Schule. Die Arbeit zeigt eine in der ehemaligen DDR verwendete Form der Fotografie, die sich aus der Abwesenheit von westlichen Konsumgütern und der Sehnsucht danach entwickelte. Eine farbige Vorlage, die in ihrer originalen Bedeutung ein Massenwegwerfprodukt darstellte, wurde absurderweise durch ihre Schwarz-Weiße Reproduktion aufgewertet.
Das Bildmaterial stammt aus ca. 30 Kleinbild-Filmen mit je 36 Aufnahmen.
Entstehungsjahr: 1987/1988, Neuauflage: 2011, S/W Handabzüge ORWO Barytpapier BEH1 Restbestand